Stillzeit

Stillen und Muttermilch
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Stillprobleme
Empfehlenswerte Literatur
Stillen und Muttermilch
Nichts ist so natürlich und gleichzeitig so schwierig
wie Stillen. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen.
Denn wenn Sie Ihrem Kind die Brust geben, bekommt es
mehr als nur Nahrung, es findet einen Teil der bei der
Geburt verlorenen körperlichen Verbindung zu Ihnen
wieder. Sie selber wenden sich in diesem Minuten ganz
Ihrem Baby zu - und schaffen so immer wieder eine Insel
der Zweisamkeit im unruhigen Alltag.
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Zusammensetzung der Muttermilch
Überall hat die Natur es so eingerichtet, daß
die Milch der Mutter die beste Nahrung für ihr
Kind ist. Sie ist Nährstoffbedarf des Säuglings,
seinem Wachstum und seiner Abwehrlage ideal angepasst.
Mit Ihrer Milch geben sie Ihrem Baby in der Stillzeit
auch einen individuellen Schutz vor Infektionen. Die
wichtigsten Bestandteile sind:
Wasser:
Alle weiteren Bestandteile sind im Wasser der Muttermilch
gelöst oder emulgiert. Muttermilch enthält
ein ideales, vor allem aber auch flexibles Verhältnis
von Wasser zu den gelösten Bestandteilen. Die erste
Milch, die das Kind bei einer Brustmahlzeit trinkt ist
eher dünn und durststillend während am Ende
die Milch cremiger wird und eher sättigend wirkt.
Eiweiß:
Die Haupteiweiße in der Milch sind das Kasein
und das Lactalbumin. Kasein ist ein grobflockig gerinnendes
Eiweiß (aus dem Joghurt, Quark oder Käse
entsteht) während Lactalbumin ein sehr viel feineres
Eiweiß ist. Muttermilch ist im Gegensatz zu Kuhmilch
reicher an dem leichter verdaulichen Lactalbumin. Es
ist normal, wenn gestillte Kinder anfangs etwa alle
2-3 Stunden wieder hungrig werden, weil das Muttermilcheiweiß
vollständig aufgenommen wird.
Fett:
Etwa die Hälfte des Nährwertes der Muttermilch
ist in ihrem Fettanteil enthalten. Vor allem die Nervenzellen
des Neugeborenen brauchen diese Fette zum Aufbau. Das
Fett der Muttermilch enthält einen hohen Anteil
an ungesättigten Fettsäuren (vor allem Linolsäure),
die für den Säugling unentbehrlich sind.
Kohlenhydrate:
Milchzucker (Lactose) ist einer der wichtigsten Energielieferanten
für das Kind. Daneben ist aber auch der sogenannte
Bifidusfaktor enthalten, der Voraussetzung für
das Wachstum des Darmbakteriums Lactobazillus Bifidus
ist. Dieser nützliche Darmkeim ist geeignet den
krankheitserregenden Bakterienstämmen (bestimmten
Koli-Arten, Streptokokken...) durch eine Erniedrigung
des pH-Wertes die Wachstumsgrundlage zu entziehen.
Mineralien, Vitamine, Eisen und Abwehrstoffe:
Generell ist der Gehalt an Mineralien gering, wodurch
der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen bleibt. Dagegen
sind die Vitamine A, C und E in vergleichsweise hoher
Konzentration enthalten. Umstritten ist dies bei Vitamin
D, das zur Vorbeugung gegen Rachitis notwendig ist.
Muttermilch enthält zwar relativ wenig Eisen, dafür
aber das Enzym Lactoferrin, das eine fast vollständige
Eisenresorption durch den kindlichen Magen ermöglicht.
Solange das Kind im Mutterleib ist, erhält es
von der Mutter Abwehrstoffe gegen die Keime und Krankheitserreger,
mit denen sich der mütterliche Organismus schon
auseinandergesetzt hat. In der Zeit unmittelbar nach
der Geburt werden die Immunstoffe aus dem Mutterleib
langsam abgebaut und das Kind ist selbst noch in der
Lage, eigene Immunkörper zu bilden. Erst im Laufe
des ersten Lebensjahres reift das Abwehrsystem des Kindes
aus. Ideal zur Überbrückung dieser kritischen
Phase ist das Stillen. Die erste Milch, das Kolostrum
enthält besonders viele Immunglobuline, die keimtötend
wirken und das Neugeborene besonders vor den Keimen
der mütterlichen Umgebung schützen. Diese
Abwehrstoffe breiten sich beim ersten Stillen in der
Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts aus und bilden dort
eine Schranke gegen das Ausbreiten von Bakterien und
Keimen.
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Positive Nebeneffekte des Stillens
- Wie bei der Geburt wird auch beim Stillen das wehenfördernde
Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das die Kontraktion
und Rückbildung der Gebärmutter unterstützt.
Regelmäßiges Stillen ist für die Mutter
die beste und natürlichste Prophylaxe gegen Blutungen
in der Nachgeburtsperiode und gegen Infektionen im
Wochenbett.
- Der Säugling entwickelt eine vernünftige
Beziehung zum Essen, weil er nur soviel und so oft
trinkt wie er hungrig ist. Gleichzeitig spielt sich
dadurch ein eigener Rythmus ein.
- Stillen bewirkt eine vorteilhafte Mundflora, die
dem Entstehen von Karies vorbeugt.
- Das Trinken an der Brust fordert das Baby stärker,
wodurch die Ausbildung der Kiefermuskulatur und des
Gebisses positiv stimuliert werden.
Ernährung der
stillenden Mutter
Stillen zehrt! Die tägliche Milchmenge für
Ihr Baby verbraucht 650 Kilokalorien. Sie sollen sich
also nicht nur gut und gesund ernähren, sondern
sich auch bemühen, den Mehrverlust an Kalorien
täglich »draufzusetzen«.
Wer in der Stillzeit hungert, kann sein Baby nicht ausreichend
versorgen. Essen Sie eine gute Gemischtkost - ähnlich
wie in der Schwangerschaft. Dabei geht alles, was Sie
essen in die Milch über. Andererseits führt
eine mangelhafte Ernährung oft auch zu Mängeln
in der Milch: Vitamine müssen ausreichend und regelmäßig
zugeführt werden. Mineralstoffe dagegen gehen in
ausreichendem Maße in die Milch über; allerdings
notfalls auf Kosten der mütterlichen Reserven.
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Ernährungstipps
- Getreide sollte soweit wie möglich als Vollkorn
verwendet werden. Es enthält viel B-Vitamine,
hat keine Reizstoffe, die dem Baby schaden könnten,
und fördert die Milchbildung. Besonders mild
sind Hafer- und Hirseflocken, Reis.
- Ein Liter Milch täglich, oder die entsprechende
Menge Milchprodukte sind vorteilhaft. Wenn das Kind
ein allergisches Ekzem hat, können auch Sauermilchprodukte
versucht werden. Alternativ kann auch Sojamilch verwendet
werden, dann allerdings bei paralleler Einnahme von
Calciumpräparaten.
- Gemüse enthält am meisten Vitamine und
Mineralstoffe pro Kalorie! Blähende Sorten wie
Kohl und Hülsenfrüchte sollten gemieden
werden.
- Kartoffeln sind wegen ihrer guten Verträglichkeit
und ihres Vitamin-C- und Eiweißgehaltes besonders
wertvoll.
- Obst und Obstsäfte versorgen mit Vitamin C
und Beta-Karotin, jedoch kann die Obstsäure die
empfindliche Babyhaut reizen. Besonders milde Obstsorten
sind: Apfel, Banane, Birne, Blaubeeren, Brombeeren,
Mango, Nektarine, Pfirsich, Weintrauben. Frische Orangen
sind wegen ihres hohen Folsäuregehalts günstig,
können aber zu stark reizen.
- Regelmäßiger Fleischgenuß beugt
Eisenmangel vor, der zu Nervosität und Erschöpfung
führen kann. Das Baby selbst hat einen Eisenvorrat,
der bis zum 6. Monat reicht.
- Zweimal in der Woche Seefisch und die Verwendung
von Jodsalz sorgen für ausreichend Jod. Das beugt
einer Kropfbildung vor, die schon bei Neugeborenen
auftreten kann.
- Auch Fette sollten in ausreichender Menge zugeführt
werden. Vorzuziehen sind Butter oder ungehärtete
Margarine als Streichfett, kaltgepreßte Öle
in Salat und Gemüse.
- Bei Allergieproblemen sollte der Genuß von
hochallergenen Lebensmitteln wie Milch, Ei, Fisch
und Nüssen während der Stillzeit eingeschränkt
werden.
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Stillfreundliche Getränke
Insgesamt sollten etwa 3 Liter Flüssigkeit pro
Tag getrunken werden.
Kohlensäurereiches Mineralwasser kann die Milchbildung
negativ beeinflussen, saure Säfte und alkoholische
Getränke sind tabu, Cola und Kaffee machen das
Kind wach.
Zu empfehlen sind Milch, Buttermilch oder Kefir, milde
Säfte, Kräutertees (zum Beispiel Milchbildungstee
aus der Apotheke), Milch-Malzkaffee oder alkoholfreies
Bier
Im Zweifelsfall muß davon ausgegangen werden,
daß Medikamente in die Muttermilch übergehen.
Stimmen Sie deshalb jede Medikamenteneinnahme sicherheitshalber
mit Ihrem Arzt oder Apotheker ab.
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Stillprobleme
Zu wenig Milch
Wenn das Kind nach dem Stillen noch unruhig oder unzufrieden
ist, oder nachts aufwacht und wieder Hunger hat, liegt
der Verdacht nahe, daß die Milchmenge zu gering
sein könnte. Als Gründe dafür kommen
in Frage:
- Streß
- Wachstumsschub des Kindes (tritt erfahrungsgemäß
häufig am 10. Tag, in der 6. Woche und im 3.
oder 4. Monat auf)
- Ungenügende Flüssigkeitszufuhr der Mutter
Folgende Maßnahmen sind geeignet die Milchmenge
zu steigern:
- Entspannungstag für Mutter und Kind: Alle
Arbeiten liegen lassen und möglichst oft das
Kind anlegen
- Reichlich trinken (vor allem Milchbildungstee)
- Anwendung von Brustöl
Zu viel Milch
Einige Möglichkeiten diesem Problem zu begegnen
sind:
- Nur jeweils an einer Brust anlegen
- Eispackungen helfen die Milchproduktion allmählich
zu reduzieren
- Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr
- Salbeitee hilft ebenfalls die Milchmenge zu reduzieren
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Wunde Brustwarzen
Können durch angespannte oder unbequeme Stillhaltung
hervorgerufen werden. Daneben können zu langes
Stillen vor allem an der zu vollen Brust, Abziehen des
Kindes von der Brust oder Soor im Mund des Kindes mögliche
Ursachen sein. Wenn es trotz vorbeugender Maßnahmen
zu schmerzenden, wunden Brustwarzen kommt, dann bestehen
folgende Möglichkeiten:
- Die Stilldauer sollte eingeschränkt werden
und dafür das Kind häufiger angelegt werden
- Beim Waschen auf Seife verzichten
- Milch und Speichel nach dem Stillen auf der Warze
trocknen lassen
- Trockene Wärme von einer Rotlichtlampe zwischen
den Stillmahlzeiten
- Die Brust der Sonne aussetzen
- Verwendung von Stilleinlagen aus Schafwolle und
Seide
- Einmassieren von Johanniskrautöl
- Bäder mit Salbeitee
- Stillen mit Stillhütchen
Brustentzündungen
Milchstau und Brustentzündung sind heute in aller
Regel kein Grund zum Abstillen mehr. Einem Milchstau
kann schon in den Anfängen entgegengewirkt werden.
Da Milchstau und Brustentzündung verschiedene Grade
derselben Erkrankung sind und schnell ineinander übergehen
können, sind rasches Erkennen und sofortige Maßnahmen
wichtig, um eine Entzündung gar nicht erst entstehen
zu lassen.
Ursache für Milchstau/ Brustentzündung:
- jede Form von Streß: Streß führt
dazu, daß beim Saugen der ungehinderte Hormonfluß
nicht gewährleistet ist. Das Kind saugt, doch
die Milch, die vorhanden ist, fließt langsamer
oder gar nicht. Die Milch staut sich in einigen Gängen
und Bakterien, die bei normalem Milchfluß nicht
schaden, können sich dort vermehren. Es kann
zur Entzündung kommen.
- zu viel Milch: Wenn die Mutter zu viel Milch hat
z.B. beim Milcheinschuß oder bei häufigem
Saugen des Kindes, kann sich die Milch stauen. Aber
auch veränderte Stillzeiten oder eine lange Schlafphase
des Kindes können dazu führen.
- entzündete Brustwarzen: Hierbei können
sich Bakterien stark vermehren. Bei richtiger Behandlung
wunder Brustwarzen wird aber einer Brustentzündung
vorgebeugt.
Anzeichen für Milchstau/Brustentzündung:
Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Schüttelfrost
können die ersten Warnzeichen für einen Milchstau
sein. Nicht selten werden diese Symptome als beginnender
grippaler Infekt verkannt. Gleichzeitig, oft aber erst
später, kommen Schmerzen in der Brust, Verhärtungen,
Rötung und Fieber dazu.
- Behandlungsmöglichkeiten
- Ruhe! Wenn möglich, soll sich die Mutter mit
dem Kind ins Bett legen, entspannen, lesen, Musik
hören, schlafen. Eine Hilfe im Haus (Mann, Oma,
Freundin) für 1-3 Tage wäre ideal.
- Das Kind sollte bevorzugt an der kranken Brust angelegt
werden, möglichst alle 2 Stunden. Gesunden Kindern
schadet diese Milch nicht. Der Milchfluß kann
durch Ausstreichen oder Auflegen eines warmen Waschlappens
unterstützt werden.
- Bei längeren Stillpausen Milch ausstreichen
oder abpumpen.
- Das homöopathische Mittel Phytolacca kann
die Milch zum Fließen bringen.
- Zwischen den Stillzeiten sollte die Brust zur Schmerzlinderung
und Drosselung der Milchproduktion gekühlt werden.
Kalte Waschlappen, Eisbeutel oder in ein Tuch eingewickelte
Kühlakkus sind dazu geeignet. Auch Wickel mit
frischem Quark tragen zur Linderung bei.
Innerhalb eines Tages tritt meist eine deutliche Besserung
ein. Ist dies nicht der Fall, sollte die Frau eine Hebamme
oder einen still-erfahrenen Arzt befragen.
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Koliken beim Säugling
Die häufigste Ursache für ständiges
Weinen in den ersten drei Lebensmonaten sind Koliken.
Kinder weinen oft tage- und nächtelang ohne ersichtlichen
Grund.
Mögliche Ursachen:
- Die Koliken können von einer allergischen Reaktion
herrühren
- Es wird vermutet, daß Koliken mit dem Reifegrad
des Verdauungstraktes zu tun haben.
- Kinder, die gierig trinken, schlucken viel Luft,
die sie dann im Magen plagt. Sie bäumen sich
nach dem Trinken auf und weinen dabei. Durch das Weinen
schlucken sie oftmals noch mehr Luft, so daß
die Schmerzen sich verstärken.
- Unsichere Mütter interpretieren das Weinen
nach den Stillzeiten als Hungerzeichen und versuchen,
ihr Kind noch weiterzufüttern. Da Saugen Trost
spendet, trinkt das Kind dann auch, und zwar mehr
als es braucht. Sein Unwohlsein wird dadurch verschlimmert.
Abhilfe:
- Zum Ausschluß einer möglichen Allergie
sollte die Mutter auf Kuhmilcheiweiß verzichten.
- Die Mutter sollte auf blähende Nahrungsmittel
verzichten.
- Nach dem Trinken sollte darauf geachtet werden,
daß das Kind ausreichend Zeit zum Aufstoßen
hat.
- Eine Wärmflasche oder die warme Luft eines
Föns wirken oft beruhigend.
- Oftmals hilft die sogenannte Fliegerhaltung des
Säuglings bei Bauchschmerzen
- Kümmel- oder Fencheltee wirken Blähungen
entgegen
- Je nach Art der Symptome kann auch ein entsprechend
ausgewähltes homöopathisches Mittel die
Beschwerden lindern.
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Empfehlenswerte Literatur
Ingeborg Stadelmann: Die Hebammensprechstunde, 8. Auflage,
Selbstverlag, Ermengerst 1998
Dagmar v. Cramm, Eberhard Schmidt: Unser Baby, 1. Auflage,
Gräfe und Unzer Verlag, München 1995
Hannah Lothrop: Das Stillbuch, 19. Auflage, Kösel
Verlag München, 1994
Hubertus v. Voss, Angelika Grützmacher, Birgit
Pfahl: Stillen und Muttermilchernährung, herausgegeben
v. Bundesministerium für Gesundheit (Referat Öffentlichkeitsarbeit),
Bonn 1986
Arzneimittel-Datenbank für
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